[Rezension, Reread] Sjöwall Wahlöö „Der Mann auf dem Balkon“ (Martin Beck Reihe 3)

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Einleitung

Lange ist es her, nun ist es wieder Zeit für einen Martin Beck Krimi. Vor einigen Wochen habe ich mein Reread der Kommissar Beck Reihe gestartet, weil sie mich während meiner Jugend begleitet hat und diese für mich eine Art Referenz darstellt, wie ich mir gute Kriminalromane vorstelle.

Selbstverständlich ist die Reihe nicht perfekt, sie hat ihre Ecken und Kanten, ihre Leerläufe und Momente, die das eine oder andere Buch ziemlich in die Länge gezogen haben. Dennoch ist das Gesamtpaket gut gelungen.

Genug geschwärmt, weiter geht es mit einer kompakten Rezension.


Grober Handlungsverlauf

Zwei kleine Mädchen wurden entblößt und erwürgt in Parkanlagen aufgefunden. Keiner hat etwas gesehen oder gehört. Selbst die Spielkameraden der Kleinen können sich kaum erinnern, ob an dem Tag etwas komisch gewesen ist.

Dennoch versucht Martin Beck und seine Kollegen aus den kaum vorhandenen Informationen etwas Brauchbares zu machen. Ein Handtaschendieb könnte eine große Hilfe sein, immerhin hielt er sich bei einem der Morde ganz in der Nähe auf.

Seine Beschreibung ist kaum brauchbar. Trotzdem besser als nichts.

Können die Ermittler den Täter davon abhalten, noch ein Mädchen zu ermorden?


Mein Fazit

Ein Mann beobachtet die Straße, während eine Zigarette nach der anderen raucht. Seine Lieblingsposition ist der Balkon, welcher zu seiner Wohnung gehört. Soweit nichts Ungewöhnliches. Etwas später wird ein Mädchen in den Büschen einer Parkanlage tot aufgefunden. Vom Täter fehlt jede Spur. Die Beschreibungen, welche Beobachter liefern, sind dürftig. Oder vielleicht doch nicht?

Früher wie heute einer meiner liebsten Teile der Reihe. Eigentlich ist von Anfang an klar, wer der Täter ist. Steht sogar auf dem Buchcover. Jedoch fällt die Beschreibung gewöhnlich fast schon langweilig aus, dass man gar nicht auf die Idee käme, so einem Typ Mensch solche Taten zuzutrauen. Daher ziehen die Ermittler an jedem Strohhalm, der sich ihnen anbietet und hoffen einen Treffer zu landen.

Mangels moderner Technik, die Fälle spielen alle zwischen der Mitte 60er und 70er-Jahren, da gab es noch keine Computer mit komplexem Täterverzeichnis oder gar Smartphones werden Informationen alle per Hand und Beobachtungsgabe ausgewertet. Zwei Dinge, die super erklärt wurden und man so fast schon selbst an den Ermittlungen teilnahm. Die Perspektiven wechseln wie gewohnt immer zwischen verschiedenen Personen hin und her umso einerseits etwas Abwechslung und Bewegung zu bieten. Gerade die Sicht des Täters ist dabei am spannendsten.

Auch unser Hauptermittler, Martin Beck, hatte einige Auftritte. Spätestens ab diesem Teil merkt man bei allen wichtigen Ermittlern eine Entwicklung. So wirkt alles nicht so statisch, man bekommt so auch das Gefühl, dass die Zeit zwischen den Büchern nie wirklich stehen bleibt. Soll heißen, dass zwischen den Büchern etwas passiert ist, was dann im darauffolgenden Buch aufgearbeitet wird. Eine Sache, die ich bis heute als sehr gelungen ansehe. Dieser Eindruck lässt sich vor allem auf den Schreibstil zurückführen, der bis heute einzigartig ist.

Kennt ihr die Reihe? Teil vier wartet schon auf mich. 😀


Buchinformationen

VerlagRowohlt Taschenbuch
AutorenMaj Sjöwall, Per Wahlöö
Erscheinungsjahr1970/2008
GenreKrimi
Seiten240
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Über die Autoren

Maj Sjöwall

Maj Sjöwall, 1935 in Stockholm geboren, studierte Graphik und Journalismus und arbeitete für verschiedene Zeitschriften. Mit ihrem Mann Per Wahlöö schrieb sie die erfolgreiche Krimiserie um den Kommissar Martin Beck die auch verfilmt wurde. 1996 erhielt Sjöwall für die erste Serienverfilmung von Kommissar Beck den Adolf-Grimme-Preis (zusammen mit Gösta Ekmann). Zuletzt arbeitete Maj Sjöwall als Übersetzerin in Stockholm, wo sie im April 2020 verstarb.  

Per Wahlöö

Per Wahlöö, 1926 im schwedischen Lund geboren, machte nach dem Studium der Geschichte als Journalist Karriere. In den Fünfzigerjahren ging er nach Spanien und wurde 1956 vom Franco-Regime ausgewiesen. Nach verschiedenen Reisen um die halbe Welt ließ er sich wieder in Schweden nieder und arbeitete dort als Schriftsteller. Per Wahlöö starb 1975 in seiner Heimatstadt.

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