[Rezension] Paul Lüdicke „Sarg jetzt nichts“ (Betty Papst Reihe 2)

„Dieser Beitrag enthält einen oder mehrere Werbelinks.“


Vorwort

Vor ein paar Wochen habe ich >> Sarg niemals nie <<, den ersten Teil der Reihe gelesen.

Bis auf ein paar Kritikpunkte hat mir das Buch gut gefallen.

Der Humor war angenehm, der Handlungsverlauf spannend, und die Nebenhandlungen wurden gut in die Haupthandlung eingebunden.

Die Charaktere passten nahezu immer gut in ihre ausgewählte Umgebung, außerdem trugen sie sinnvoll zur Geschichte bei.

Ein solides Buch eben.

Daher hatte ich großes Interesse daran den zweiten Teil >> Sarg jetzt nichts << zu lesen.

Dies ist nun geschehen, und ich kann euch sagen: Das Buch war ein Erlebnis.


Grober Handlungsverlauf

Wie schon zuvor macht der Familie Papst ein Discounter Bestattungsdienst das Leben zur Hölle. Dieser ist nicht nur günstiger, sondern lockt auch mit tollen Angeboten. Da Bestattungen in der Regel relativ kostenintensiv sind, sparen die Kund:innen, wo es geht. Daher kommt ein günstiger Anbieter gerade recht.

Traditionsunternehmen hin oder her. In diesem Buch ist die Lage sogar noch verzwickter. Der Umsatz der Familie Papst schwindet mehr und mehr, wie das beschriebene Wasser im Klappentext.

Dann haben wir das Start-up-Unternehmen >> Fika << (Nicht lachen, die Lage ist ernst), die gesunde und nachhaltige Alternativen zu Milchprodukten entwickeln und produzieren. Der Firmenphilosophie, die Mitarbeiter und die Werbung strahlen eine positive Aura aus. Das ist schön.

Leider wird die heitere Stimmung von einem Todesfall überschattet, einer der Gründer stirbt einem Unfall.

Er brettert volle Kanne in ein unschuldiges Stromhäuschen, welches ihm nichts getan hat. Da er weder einen funktionierenden Airbag, noch Stoß dämpfende Fika Milchtüten bei der Hand hatte, stirbt er beim Aufprall.

Wie schon erwähnt ein herber Verlust für die Firma. Trotzdem möchten seine Kolleg:innen ihr Geschäft weiter führen.

Zufälligerweise gibt es eine fähige Hobbyermittlerin, die gerade aufgrund diverser Probleme bei ihren Eltern wohnt, welche an der Leiche etwas entdeckt, was nicht für einen Selbstmord spricht.

Natürlich glaubt ihr, wie auch im ersten Teil, wieder niemand.

Ich mein, warum sollten sie? Eine Studentin, die mittlerweile dafür bekannt ist, ihren Mitmenschen mit ihren Fragen zu ihren Ermittlungen auf die Nerven zu gehen, ist nicht die erste Ansprechperson.

Die Polizei und die Gerichtsmedizin sind daher auch nicht begeistert, als Betty fröhlich bei der nachhaltigen Firma aus und ein geht, um ihre Ermittlungen voranzutreiben.

Aber was ist, wenn sie diesmal wieder den richtigen Riecher hat? Einmal hat es ja schon funktioniert.


Mein Fazit

Anders als im ersten Teil beginnt die Handlung hier nicht direkt mit dem Opfer. Ein Bauer stört Betty und ihren nicht mehr ganz so neuen Liebhaber beim „Dinge tun“.

Weiter geht es mit der Familie Papst selbst. Dort werden wir erstmals mit dem Start-up Fika bekannt gemacht und der Humor zeigt uns schon, was wir wahrscheinlich für den Rest des Buches erwarten dürfen.

Wer mich kennt, der weiß, ich liebe schlechte Wortspiele, daher musste ich beim Firmennamen und der Bemerkung des Vaters von Betty etwas grinsen. Es bietet sich halt perfekt an.

Dumm nur, dass der Autor diese Art von Humor so witzig fand und diesen daher nicht nur einmal in der Handlung eingebaut hat. Spätestens nach dem dritten pubertären Satz, Ausruf, und/oder Wortwitz musste ich die Augen verdrehen, oder den Kopf schütteln. Irgendwann ist auch mal wieder gut.

Nach dem Fund der Leiche ist Betty Papst zur Stelle, um die Leiche zu besichtigen. Ihr erster Fall hat sie beflügelt, auch hier wieder mit anzupacken. Leider sind die Ermittler, die den Fall untersuchen, Informationen zu sammeln, auszuwerten und den Täter oder die Täterin zu überführen, nicht so begeistert davon.

Unsere Hobbyermittlerin neigt dazu, ihre Spürnase etwas zu tief in der Materie anstatt in ihr Studium zu versenken. Die Beamten lassen ihr wahrscheinlich den Spaß, weil sie nicht viel Schaden anrichten kann.

So kommt es, wie es kommen muss. Betty Papst macht die meiste Zeit über mit ihrem Liebhaber herum, der nebenbei bemerkt verheiratet ist. Wenn dieser gerade seiner Arbeit (wo der wohl arbeitet) nachgeht, oder Zeit mit seiner Frau verbringt (Wie kann er nur?) denkt sie an ihren Freund, eigentlich Ex-Freund, aber irgendwie auch nicht. Warte was?

Ja, und der Fall?

Wenn ihr dachtet, die Gute ermittelt in dem Fall und rückt den Start-up Mitarbeitern auf die Pelle, habt ihr zu etwa einem Drittel recht. Das macht unsere Hobbydetektivin auch. Sehr gründlich, und aufdringlich. Wie wir es aus Teil eins kennen.

Die restlichen zweidrittel bestehen aus Familiendramen, Nachbarfehden und natürlich der schwierigen Entscheidung, mit wem Betty ihr restliches Leben verbringen möchte.

Ich erinnere euch gerne daran, dass wir hier einen humoristischen Kriminalroman vor uns haben. Die Rahmenhandlung habt ihr euch durchgelesen. Was wir stattdessen bekommen haben, ist enttäuschend.

Ja, der Humor pendelt diesmal zwischen nervend und anstrengend hin und her, und die Bettys Liebesdrama wirkt etwas fehl am Platz, aber wenn der Rest passt, ist doch alles knorke. Oder?

Nein. Es wirkt alles lose und etwas lieblos aneinander gereiht. Vor allem das Verhältnis zwischen eigentlicher Haupthandlung und Nebenhandlung wurde meiner Meinung nach vertauscht. Schade, ich hätte mir wirklich mehr erwartet.

Ein Liebesdrama mit etwas Krimi-Flair wollte ich ehrlich gesagt nicht lesen.


Buchinformationen

VerlagUllstein
AutorPaul Lüdicke
Erscheinungsjahr2022
GenreHumoristischer Kriminalroman
Seiten272
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Informationen zum Autor

Paul Lüdicke stammt aus Bielefeld und hat jeden Witz über diese Stadt, genauer gesagt: den einen, den es gibt, schon tausendmal gehört. Auch deswegen ist er ausgebrochen und hat als Stangentänzer, Bienenzüchter, Einsiedler, Doppelagent und Ornithologe gearbeitet. Paul Lüdicke lebt heute unter einem Pseudonym in einer anderen Stadt, hat zwei Kinder und verdient sein Geld damit, dass er Drehbücher schreibt.


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