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Einleitung
Autismus. Neurodiversität. Zwei Wörter, die seit einigen Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen. Zum einen, weil die Forschung dementsprechende Fortschritte gemacht hat. Andererseits bekommen immer mehr Menschen eine Diagnose von ihrem Psychologen/ihrer Psychologin ausgestellt, da die bereits bestätigten Merkmale möglicherweise auch auf sie zutreffen könnten. Mittlerweile wissen wir, dass es nicht den einen Autismus gibt. Auch die Einteilung in Bereiche ist schon länger überholt. Mittlerweile spricht man von einem Spektrum.
Was unter anderem daran liegt, dass etwa Menschen, die mit dem z.B. Asperger-Syndrom diagnostiziert wurden, auch Eigenschaften von ADHS haben können. Umgekehrt und die anderen Gruppen betreffend genauso. Ihr seht also, es ist nicht so einfach, einen Fixpunkt zu finden. Selbst Menschen im Spektrum können ihren Kollegen, Freunden, ihrer Familie und sogar ihrem Partner nicht immer genau erklären, warum sie jetzt anders ticken als ihr Gegenüber. Fakt ist. Sie nehmen ihre Umwelt anders wahr. Reize werden anders verarbeitet. Reagieren anders auf Situationen. Wirken stellenweise (unabsichtlich) uninteressiert oder gar unhöflich. Dabei sind diese Menschen einfach nur sie selbst und/oder überfordert.
Dann kommt noch das geringe Verständnis für bestimmte Macken, Eigenheiten oder Schwächen im Alltag. Klar, wie soll man seinen Mitmenschen böse sein, wenn diese es nicht besser wissen. (können) Für Nicht-Betroffene wirken Menschen im Spektrum seltsam und eigen. Wobei etwas Interesse, oder etwas Rücksicht würden schon ausreichen, damit sich diese wohler und verstanden fühlen. Relativieren oder Probleme herunterspielen hingegen bringt nichts.
Zum Glück gibt es Menschen wie Maria Zimmermann, die uns einen Einblick in ihr Leben vor und nach ihrer Diagnose, Pardon Entdeckung geben. Dieses Buch ist nicht nur für Menschen im Spektrum, sondern auch für jene, die erstere besser verstehen wollen.
Viel Spaß mit meiner Rezension. Wie immer würde ich mich über eure Meinung freuen. 🙂
Mein Fazit
Was bedeutet es Autistisch zu sein? Wer sind diese „seltsamen“ Menschen mit ihren „interessanten“ Verhaltensweisen? Warum fällt es diesen so schwer, sich an die gesellschaftlichen Regeln, die auf jeden Fall immer Sinn ergeben (nicht!), anzupassen? Kann doch nicht so schwer sein. Oder? Kurze Antwort. Doch. Wie sehr versucht euch Maria Zimmermann in ihrem Buch zu erklären.
Denn nach ihrer Diagnose, im Buch Entdeckung genannt, wurde ihr so einiges klar. Warum sie so ist, wie sie ist. Dass ihr Verhalten nicht unbedingt seltsam, sondern einfach anders ist. Ihre Wahrnehmung, welche mehr Dinge an ihr Gehirn weiterleitet als dieses auf einmal verarbeiten kann. (Reizüberflutung) Merkmale, welche dafür sorgen, dass der Alltag für sie als einzelne Person anders abläuft als für dich oder mich. Hier kommen wir zu einem der wichtigsten Punkte in Hinsicht auf Autisten bzw. Menschen im Autismus Spektrum. Nicht jeder ist gleich. Jede Person in diesem riesigen Pool ist anders. Es wurde in der Vergangenheit zwar versucht Gruppen zu bilden, jedoch merkte man schnell, dass das nicht funktioniert.
Maria führt euch sachte mit Fall und Bildbeispielen durch ihren Alltag. Welche Schwierigkeiten hat sie, wie geht sie damit um? All das und noch viel mehr wurde von ihr in Kapiteln unterteilt. (Definition, kognitive Fähigkeiten, Sprache, Gefühle, Soziales, uvm.) So könnt ihr euch gemütlich von Thema zu Thema hangeln. Die Beispiele und detailgenaue Erklärung, was in Situation x gerade in ihr vorgeht und wie sie sich dabei fühlt und wie sie gerne behandelt werden möchte, wurde ebenfalls verständlich rübergebracht.
Das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Bei den bildlichen Darstellungen musste ich stellenweise schmunzeln, da ich bei bestimmten Punkten mitreden/mitfühlen konnte. Meine eigene Diagnose liegt nur wenige Jahre zurück. Seitdem erging es mir ähnlich wie der Autorin. Habe viele Informationen gesammelt, viele Dinge ausprobiert und teilweise temporäre Lösungen gefunden.
Gleichzeitig versuchte ich mich beim Lesen in Menschen hineinzuversetzen, die mit dem Thema nichts anfangen können, oder gar davon gelesen zu haben. Letzteres ist leider ein großes Problem, wenn man als Betroffener für Aufklärung sorgen möchte. Wie soll man in wenigen Sätzen anderen begreiflich machen, wie man fühlt und wahrnimmt? Schwierig. Eher läuft man in Gefahr, nicht ernst genommen zu werden. Von Relativierung ganz zu schweigen. Da ist es doch „einfacher“ sich der Norm zu fügen und am Abend halb tot ins Bett zu fallen. Jedoch scheinen Menschen im Spektrum immer mehr Gehör in der Gesellschaft zu finden. Was nicht nur an den immer mehr werdenden Erkenntnissen, sondern auch an den Betroffenen liegt, die immer öfter den Mund aufmachen. Diese Entwicklung begrüße ich sehr. Es soll niemand ausgeschlossen werden, nur weil er/sie/divers anders ist, als man es von einem erwartet.
Ich schweife schon wieder ab. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass das Buch für beide Seiten geeignet ist. Einerseits für autistische Menschen, andererseits für jene, die das Thema interessiert, sich jedoch nicht durch etliche Seiten klicken möchten, um einen Überblick zu haben.
Gibt es von meiner Seite aus Kritik? Nö. Hätte ich gerne über Thema xy mehr erfahren? Nein. Es ist bisher die beste Erklärung des Themas, welche ich bisher gelesen habe. Nicht zu kompliziert erklärt und durch die bildliche Darstellung besser nachvollziehbar.
Buchinformationen
Verlag | Kommode |
Autorin | Maria Zimmermann |
Erscheinungsjahr | 2024/7. Auflage |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 220 |
Du möchtest das Buch kaufen? | Bei Tyrolia bestellen |
Informationen über die Autorin
Maria Zimmermann, geboren 1991 in Zürich, studierte Vermittlung von Kunst und Design an der Zürcher Hochschule der Künste. Ihre Diplomarbeit, das Buch »299 Kleider«, publizierte sie selbst und ihre Arbeit »#fridgelove« wurde im Gewerbemuseum in Winterthur ausgestellt. Seit 2018 ist sie als Textilkünstlerin tätig und bringt unter dem Label »Alles wird gut.« kleine Stickereien unter die Menschen. Ihre grösseren Werke zieren Plattencovers, Jacken und Wände. Durch die Entdeckung ihres Autismus inspiriert, beschloss sie das Thema sprachlich und illustratorisch in ihrem Debüt »Anders nicht falsch« zu behandeln.
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