[Rezension] Linus Geschke „Wenn sie lügt“

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Einleitung

Bevor es ans Eingemachte geht, möchte ich mich sowohl bei der Tyrolia Buchhandlung als auch Netgalley für das Rezensionsexemplar im Print und E-Book Format bedanken. Das ist nicht selbstverständlich, daher werde ich nicht müde, mich dafür erkenntlich zu zeigen. Dank den beiden habe ich einen neuen Autor entdeckt. Linus Geschke war mir, trotz seines Bestseller-Autor-Status, bisher nicht bekannt. Zugegeben, mein Fokus liegt eher auf Autoren, die man weniger kennt, weil diese meiner Ansicht nach viel mehr nach Lust und Laune schreiben. Klar, ein Autor muss über die Runden kommen, aber wenn sich fast jedes Buch gleich liest, macht es auch keinen Spaß mehr. Hohe Verkaufszahlen hin oder her.

Gibt es von eurer Seite aus Autoren, deren Bücher ihr immer wieder gerne weiterempfehlt? Würde mich mal interessieren. Viel Spaß mit meiner Rezension.


Grober Handlungsverlauf

Die siebzehnjährige Norah hätte sich nie vorstellen können, dass ihre Clique einmal ihretwegen auseinanderbrechen würde. Dabei gingen die Gruppe jahrelang durch dick und dünn, halfen sich in allen Lebenslagen. Vor allem hatten sie Spaß. Seit sie sich jedoch in David verliebt und ihn ihren Freunden vorgestellt hat, war es nie wieder wie früher. Im Gegenteil. Norah gibt sich auch Jahre danach die Schuld am Tod des Liebespaares, welches jedoch von ihrem damaligen Freund umgebracht wurde. Im Ort wurde, war sie fortan bekannt als „die Freundin des Killers“.

Jahre danach erhält sie plötzlich Drohbriefe, die sehr nach David klingen. Was komisch ist, denn dieser starb damals auf der Flucht vor der Polizei. Goran, ein Mitglied der Gruppe, erfährt über Umwege von diesen Briefen und eilt sofort zu Norahs Stelle. Nachfolgend klappern die beiden alle noch lebenden Mitglieder der damaligen Clique ab, um so auf den Verfasser der Briefe zu kommen. Währenddessen treffen immer mehr Drohungen ein. Wer möchte ihr ihre vergangenen „Fehler“ heimzahlen? Und warum zieht diese Person ihr Umfeld mit rein? Bis zum Ende ist, nicht klar, um wen es sich handelt.

Oder war alles eine Lüge und clever inszeniert?


Mein Fazit

Es ist schon wieder etwas her, seit ich einen Thriller gelesen habe. Daher freute ich mich sehr über die beiden Rezensionsexemplare von der Tyrolia Buchhandlung und Netgalley. Linus Geschke sagte mir bislang nichts. Das änderte sich mit „Wenn sie lügt“. Ein Buch, welches in den Medien hochgelobt wird und es auf die Bestsellerliste geschafft hat. Letzteres war mir erst bekannt, als ich das Buch beendet hatte. Warum ist das wichtig? Weil es im Anschluss so wirken könnte, als würde meine Kritik darauf basieren. Üblicherweise werden derartige Bücher von mir, aus guten Gründen, gemieden. Gut also, dass ich recht neutral an das Lesen herangegangen bin.

Die Handlung findet primär in Waldesroda statt. Dieser Ort, welcher von Wäldern umgeben ist, hat schon einiges gesehen. Aber nichts war bisher so von Bedeutung wie die beiden Morde, welche vor einigen Jahren auf einem Parkplatz passiert sind. Norah war bis zu einem bestimmten Moment mit ihrer Clique unzertrennbar verschmolzen. Bis sie David kennenlernte und sich in ihn verliebte. Wenig später mussten zwei Menschen ihr Leben lassen. Auf seiner Flucht starb er laut Medien. Jahre später erhält seine Ex-Freundin Briefe, welche viele Wörter enthalten, die er damals häufiger benutzt hat. Ab diesem Moment sind sich die verbleibenden Mitglieder der Clique nicht mehr sicher, ob David damals wirklich gestorben ist. Goran, welcher nach dem Vorfall das Weite gesucht hat, reist extra an, um Norah beizustehen. Soweit das Grundgerüst, welches viel Potenzial hätte.

Zuerst das Positive. Norah, Goran und ihre Mutter wurden von allen Charakteren am besten ausgearbeitet. Diese drei haben früher bis heute schon einiges durchgestanden. Dementsprechend verbindet sie ein dickes Band. Dennoch sind erstere kein Paar, sondern nur Freunde. Dann gibt es, neben Charakteren, die vereinzelt auftauchen, noch die restlichen Mitglieder der Clique, welche eher blass daher kommen. Sie erfüllen ihre Rolle, helfen mit ihrem Gedächtnis aus oder geraten schnell in Vergessenheit. Der Fokus der Handlung liegt definitiv auf den zuerst genannten. Grundsätzlich solide. Ein paar Charaktere, eine Handvoll Drohbriefe, ein paar Nebencharaktere, die etwas beisteuern können und ein paar Geheimnisse.

Letztere bilden die Stützstruktur der Handlung. Egal, was früher vorgefallen ist. Es wird ein Geheimnis daraus gemacht. Etwas passiert in der Gegenwart. Erst wird ewig daraus ein Geheimnis gemacht, nur, um merklich später in einem Rückblick die große Enthüllung serviert zu bekommen, worum es ging. Und das immer und immer wieder. Das kann eine Weile gut gehen, aber das zieht sich bis zur Hälfte des Buches durch. Man könnte auch sagen, dass die Handlung immer wieder Stützrädchen montiert bekommen hat, um nicht umzufallen. Denn viel gab es nicht, mit dem man als Leser:in arbeiten konnte.

Ab der besagten Hälfte bekommen wir endlich mehr Informationen, worum es eigentlich wirklich geht. Bis dahin wird nur getuschelt, gemutmaßt, gedroht und aus den Kapiteln von „Er“ etwas „ergänzt“. Die Charaktere entwickeln sich in dieser Zeit kaum weiter. Viele Fragen, was mit z.B. mit Person A von früher passiert ist, was interessant sein könnte, wurde nur kurz angeschnitten, um dann dem alten Trott bis zur Erlösung zu folgen. Zwischendurch turteln Goran und Norah herum, aber viel mehr passiert zwischen ihnen nicht.

Nach ca. 300 Seiten, als mir die Lust langsam verging weiterzulesen, kam die große Enthüllung. Eine Person, welche nichts, aber auch gar nichts, mit der Handlung zu tun hatte, schaffte Abhilfe. Nur um dann mit vollen Karacho in den Endspurt zu starten und das Ende einzuläuten. Am Ende dachte ich mir nur? „Das war es jetzt? Wirklich. Warum wurde ich gute 300 Seiten hingehalten?“

Es mag Leser:innen geben, die diesen Erzählstil mögen, die Bestseller Bewertung kommt ja nicht von irgendwoher, aber meins ist/war es nicht.


Buchinformationen

VerlagPiper
AutorLinus Geschke
Erscheinungsjahr2024
GenreThriller
Seiten416
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Informationen über den Autor

Linus Geschke, 1970 geboren, lebt in Köln und hat für führende deutsche Magazine und Tageszeitungen, darunter Spiegel Online und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, gearbeitet. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet. Mit seinem Thrillerdebüt gelangte Geschke aus dem Stand auf die Bestsellerliste, seine Jan-Römer-Serie wurde aufwendig verfilmt. Der psychologische Thriller »Das Loft« stand wochenlang auf der Bestsellerliste.


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