[Rezension] Henri Faber „Gestehe“

„Dieser Beitrag enthält einen oder mehrere Werbelinks.“


Einleitung

Hallo liebe Leser und Leserinnen. Freut mich, dass ihr (wieder) bei einem meiner Beiträge gelandet seid. Heute möchte ich mit euch über meine Zeit mit dem Buch „Gestehe“ von Henri Faber sprechen. Dieses Buch geht auf Instagram wie so ziemlich jeder Bestseller-Roman gerade etwas durch die Decke. Der Klappentext ist passend zum aktuellen Plot und Wendungsfeuerwerk Trend gestaltet. Hier scheinen es nur so von Verstrickungen und Wendungen zu wimmeln. Was mich stark an die Romane von Sebastian Fitzek erinnert hat. Zufall? Dieser Vermutung wollte ich zeitnah nur zu gerne auf den Grund gehen.

Praktischerweise hat mir meine Buchhandlung (Tyrolia) das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank. Ohne euch würden viele Bücher an mir unbeachtet vorbeiziehen.

Plötzliche Wendungen und Perspektivenwechsel an sich sind eine tolle Möglichkeit, eine Handlung spannender und rasanter zu gestalten. Nicht um sonst machen viele Autoren davon Gebrauch. Jedoch kann man es, meiner Meinung nach, auch übertreiben. Der oben angesprochene Autor ist ein Meister darin. Wie sieht es bei Henri Faber aus, von dem ich bis vor ein paar Daten noch nichts gehört, geschweige denn gelesen habe? Seid gespannt.


Grober Handlungsverlauf

Die Öffentlichkeit kennt den Star-Ermittler hauptsächlich unter seinem Spitznamen „Jacket“. Außerhalb des Rampenlichts ist er einfach nur Johann Winkler. Ein einfacher Mann mittleren Alters, dem in seiner Vergangenheit schlimme Dinge widerfahren sind. Er hat nicht nur seinen Partner, sondern auch Teile seiner Erinnerungen verloren. Gewonnen hat unsere gepeinigte Seele hingegen schlaflose Nächte, psychische Probleme und eine Geschichte, die sich in Buchform ausgezeichnet verkauft. Denn nach außen hin ist er der Held, welcher mit seinen außerordentlichen Fähigkeiten mehrere Verbrecher außer Gefecht gesetzt hat. Wäre doch dumm, nicht die Chance zu ergreifen, daraus Geld zu machen. Vereinzelt noch etwas an den Ereignissen feilen, etwas dazudichten und voilà, fertig ist der Bestseller.

Jedoch hat Johann Winkler aka Jacket nicht nur Freunde, sondern vor allem Arbeitskollegen, die ihm seinen Erfolg nicht gönnen und jede Chance nutzen (würden) ihren Kollegen ans Messer zu liefern. Zumindest kann es von außen so wirken.

Wie aufs Stichwort bekommen die Ermittler einen Fall serviert, dessen Kulisse nur allzu bekannt ist. Diese ist der im Roman „Gestehe“ sehr ähnlich. Gleiches gilt für die Ausübung der Tat. Selbstverständlich gerät unser Star ins Visier seiner Kollegen. Zu seinem Unglück wird er kaum ernst genommen. Auch nicht vom Neuen im Ermittlerteam, welcher zuvor nur im Hintergrund aktiv war.

Wie können die Ermittlungen zum Erfolg führen, wenn man währenddessen seine Unschuld beweisen und gegen sich selbst kämpfen muss?


Mein Fazit

Ich beginne meine Rezension ausnahmsweise mit einem Zitat, welches das Buch recht gut zusammenfasst:

»Henri Faber beherrscht die Tricks des Genres, das Spiel mit den Perspektiven, die Täuschungsmanöver. Nichts ist, wie es scheint.

Süddeutsche Zeitung

Denn genau das hat sich der Autor sehr zu Herzen genommen. Aber beginnen wir wie immer am Anfang.

Nach einem recht eindrucksvollen Einstieg lernen wir einen Charakter namens „ER“ kennen. Dieser scheint sehr viel Spaß dabei zu haben, seine Opfer zu quälen. Dass dieser Gedanke zu kurz gedacht ist, zeigt sich später recht eindrucksvoll. Danach ist es endlich so weit, wir lernen unseren Helden, den Star-Ermittler, Johann Winkler, Jacket kennen. Seine Fassade. Unantastbar. Sein Lächeln. Umwerfend. Seine Vergangenheit. Futter für jeden Verlag und die lokale Zeitung. Auf den ersten Seiten empfand ich keinerlei Sympathie für ihn. Freut mich sehr, wenn Jacket von sich überzeugt ist und seit jenem Ereignis auf einem roten Teppich durch Leben läuft, aber wie kann man nur so unsympathisch und teilweise ekelhaft sein? Später wird klar, alles nur Fassade, für die Blitzlichter, für den Verlag, der seine Geschichte in Form eines Thrillers veröffentlicht hat und für ihn selbst. Denn unter dem makellosen Äußeren verbirgt sich eigentlich ein verletzlicher Mann, der mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Sprich einerseits mochte ich ihn so gar nicht, andererseits hatte ich einen Hauch Mitleid. Eher eine semi gute Basis für einen Hauptcharakter, der die Handlung tragen sollte. Dieser Eindruck bessert sich auf den nachfolgenden Kapiteln und Seiten kaum.

Dann haben wir noch Mo, welcher bisher eigentlich im Hintergrund gearbeitet hat. Seine Arbeit erledigt er immer mit absoluter Präzision. Aufgrund dieser Tatsache und weil er „Ausländer“ ist, wird er von seinen Kollegen immer wieder aufgezogen. Nicht selten auch körperlich gemobbt. Hier wurde die Rassismus-Keule so richtig schön geschwungen. Denn so ein Verhalten legten die Kollegen, trotz Mo’s Erfolg in dem Fall, nicht ab. Im Gegenteil. Es wurde mit der Zeit immer schlimmer. Besonders ein Kollege fällt durch seine „besonders kritische“ Art auf. Ich weiß nicht, ob so ein Charakter unbedingt eingebaut werden musste. Dass dieser so oft vorkam, machte es nicht besser. Natürlich ist nur Akzeptanz, Liebe und Heiterkeit in hoher Konzentration auch anstrengend, aber eine gesunde Balance hätte gereicht. Mal abgesehen davon, macht sich dieser Ermittler damit auf keinen Fall verdächtig. Niemals. 😉 Immerhin bekommt Mo von seiner Freundin die Unterstützung, die er braucht, um sich behaupten zu können.

Wer „Er“ ist, welcher einem fast schon liebevoll erzählt, was mit seinen Opfern als Nächstes passiert, und warum diese seiner Meinung nach sterben müssen, erfahren wir glücklicherweise erst gegen Ende. Denn alles andere wird uns schon ab der Hälfte des Buches serviert. Wer sich nicht von zahlreichen Wendungen und Perspektivenwechsel durcheinander bringen lässt, kommt recht schnell auf die Lösung, wer mit wem unter einer Decke steckt.

Das Lesen empfand ich allgemein als eher anstrengend. Der Anfang zog sich, dank unseres Star-Ermittlers, sehr in die Länge, die vom Autor gestreute Verwirrung, welche zu oft angewendet wurde und die angesprochenen Probleme der Kollegen untereinander, welche den Rest der Handlung ausmachte, machten es nicht besser. Für die meisten Leser, welche gerne die bekannten Bestseller Thriller lesen, wird es ein tolles Buch sein, aber für mich ist es eines von vielen, welches ich bald wieder vergessen werde.

Die schlussendliche Auflösung hat mir nicht zugesagt. Es wurde versucht sehr viel im Nachhinein zu erklären, was in den Seiten zuvor vorgefallen und dass „Sache A“ eigentlich durch „Ereignis D“ entstanden und die logische Lösung selbstverständlich „Lösung Z“ und nicht „F“ ist. Selbst nach mehrmaligem Lesen und darüber grübeln wurde es für mich nicht logischer. Oder ich bin einfach zu doof für einen solchen Plot. Das kann auch sein.

Hier möchte ich auf mein zu Anfang verwiesenes Zitat hinweisen. Es war wieder einer dieser Fitzek ähnlichen Romane, welcher für die Masse ausgelegt wurde. Nicht mehr und nicht weniger.

Zum Schluss noch ein paar positive Dinge. Den Charakter Mo habe ich bereits erwähnt. Ein toller Charakter, mit viel Ehrgeiz, mit dem Herz am rechten Fleck, welcher sich kaum aus der Ruhe bringen konnte. Die kleinen Verweise auf den tatsächlich existierenden Verlag „dtv“ und den Autor selbst haben mich zum Grinsen gebracht.

Wenn euch das Buch immer noch zusagt, lest es gerne und teilt mir eure Meinung mit. Würde mich freuen. Bis zum nächsten Mal.


Buchinformationen

Verlagdtv
AutorHenri Faber
Erscheinungsjahr2024
GenreThriller
Seiten448
Du möchtest das Buch kaufen? Bei Tyrolia bestellen

Informationen zum Autor

Henri Faber, Jahrgang 1986, geboren und aufgewachsen in Niederösterreich, studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft und lebt als Autor und Texter in Hamburg. Nach seinen Bestsellern ›Ausweglos‹ und ›Kaltherz‹ ist dies sein dritter Thriller.

Teile den Beitrag mit deinen Freunden

Hinterlasse mir gerne deine Meinung

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von danislesestube - Bücher in allen Farben

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen