[Rezension] Emily Rudolf „Das Dinner“

Vor einiger Zeit habe ich „Die Auszeit“ von Emily Rudolf gelesen und insgesamt als lesenswerten Thriller bewertet. Monate später liegt das nächste Buch beendet neben mir. Was mir direkt aufgefallen ist, wie ähnlich sich die beiden Bücher sind. Wir haben es wieder mit einer Freundesgruppe zu tun, welche von Anfang an eine seltsame Dynamik hat. Wieder ist etwas passiert/passiert etwas, worauf die Gruppe reagiert bzw. zurückblickt. In diesem Fall steht großteils letzteres an der Tagesordnung. Vor fünf Jahren verschwand Maria spurlos. Keiner kann sich erklären, was damals vorgefallen ist. Um nicht vollends den Kontakt zueinander zu verlieren/ihrer Freundin zuliebe, organisiert Jonathan mit seiner Verlobten Lotta ein Krimi-Dinner. Der alten Zeiten willen, so heißt es. Was kurz nach dem Aufeinandertreffen der Freunde passiert, ist interessant und leicht verstörend zugleich, was mich zweifeln lässt, wie sehr die Gruppe wirklich miteinander befreundet war.

Fangen wir mit den Charakteren an, welche die Handlung mit Masse am Leben erhalten. Diese bestehen mehr oder weniger aus Stereotypen, welche man z.B. aus Horrorfilmen kennt. Es gibt die Schöne, einen Nerd/intelligenteren Menschen, einen Halbstarken, eine mit einem „leichten“ Knacks, usw. Nichts Besonderes, sorgt aber für Abwechslung. Glücklicherweise haben diese Charaktere auch mehr zu bieten als ihre oberflächlichen Eigenschaften. Aber eben nur so viel, dass man erahnen kann, wie es in ihnen aussehen könnte. Letzteres wird durch mehrere Schwenks in die Vergangenheit mehr und mehr klar. Was nicht zwingend dafür gesorgt hat, dass mir jemand, außer Lotta, sonderlich sympathisch war. Nicht selten rutschte mir ein Fluch nach einem „was davor geschah“ Kapitel raus.

Der Ablauf der Handlung läuft wie schon angedeutet nach einem einfachen Muster ab. In der Gegenwart, beim Krimi-Dinner, kommt etwas ans Tageslicht, worauf die Handlung kurz in der Vergangenheit spielt und im Nachgang etwas aufgedeckt wird, wovon bisher nur einzelne etwas wussten. So setzt sich nach und nach das Puzzle zusammen, was mit Maria damals passiert ist.

Das Spiel funktioniert bis etwa zur Hälfte des Buches so, wie es die Veranstalter geplant haben, bis dann alles eskaliert. Von da an verliert das Buch ein wenig von seinem bisher gut funktionierenden System. Ab diesem Zeitpunkt ähnelt die Handlung eher einem Jugenddrama als einem waschechten Thriller. Hier gibt es wieder Parallelen zum am Anfang erwähnten Buch. Ist das schlimm? Jein. Es kann einem etwas aus der Bahn werfen, wenn man etwas anderes erwartet hat. Das Ende ist dafür einwandfrei. Viele ungeklärte Fragen werden beantwortet und was in den letzten Absätzen passiert kann man interpretieren, wie man möchte. Es ist nicht eindeutig, was danach geschieht.

Insgesamt betrachtet wieder ein guter Thriller der Autorin.


VerlagFischer Scherz
AutorinEmily Rudolf
Erscheinungsjahr2025
GenreThriller
Seiten464
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Emily Rudolf kennt sich aus mit raffinierter Psychospannung an faszinierenden Orten: Ihr Debüt »Die Auszeit« brachte ihr direkt den Durchbruch als Thriller-Autorin. Auch in ihrem neuen Buch, »Das Dinner«, untersucht sie, welche Abgründe hinter Freundschaft lauern und wie menschliche Emotionen tödlich eskalieren können. Die Autorin, Jahrgang 1998, wuchs in der Nähe von Leipzig auf, veröffentlichte neben Studium und Job ihre ersten Bücher und machte dann ihre Leidenschaft zum Beruf. Emily Rudolf lebt und schreibt derzeit in Nürnberg; in ihrer Freizeit spielt sie gern Krimi-Dinner wie die Protagonisten ihres aktuellen Thrillers, setzt aber auf weniger mörderischen Ausgang.


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