[Rezension] Natasha Pulley „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“

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Vorwort

Wer mich schon etwas länger verfolgt, der weiß: Ich liebe Zeitreiseromane. Daher musste ich mir >> Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit << unbedingt holen.

Wie sich eine Gegenwart komplett verändern kann nur, weil jemand an der Vergangenheit herumgepfuscht hat, oder ein Ereignis geschieht, welches so nie hätte stattfinden dürfen. Was wäre, wenn ein bereits von der Zeit beeinflusster Mensch abermals seinen Strang verlässt und eine neue Ebene erschafft, die wiederum von einer anderen „gestört“ wird? Ich könnte ewig so weiter machen.

Fakt ist. Dieses Buch ist für Fans von Spielereien mit der Zeit wie gemacht. Garniert, mit einer Portion Geschichte.


Grober Handlungsverlauf

Worum geht es eigentlich?

Die Geschichte beginnt mit Joe, einem recht gewöhnlichen Mann, der Ende des 19. Jahrhunderts an einem Bahnhof steht und offenbar starke Orientierungsprobleme hat.

Klingt jetzt nicht ungewöhnlich. Vielleicht ist er ja gerade von weit her gekommen und findet sich an diesem neuen Ort namens Gare du Roi noch nicht so gut zurecht. Passiert. Das ist absolut menschlich. Da es in dieser Zeit noch kein Google Maps gab, ist die Verwirrung natürlich vorprogrammiert.

Jedoch bezieht sich seine Verlorenheit nicht nur auf seine Umgebung. Er ist sich irgendwie selbst fremd. Er kann sich gerade so an seinen Namen erinnern, aber das war es auch schon.

Sein Unterbewusstsein scheint ihm zwar sagen zu wollen, dass eindeutig etwas faul ist, aber er kommt einfach nicht drauf, was mit ihm nicht stimmt. Als er nach seinem Aufenthalt in der Psychiatrie eine Postkarte erhält, die einen Leuchtturm zeigt und dass scheinbar jemand auf ihn wartet, ist er noch viel verwirrter. Wer soll denn bitteschön auf ihn warten? Vor allem ist die Karte schon einige Jahre alt, der Versender ist sicher längst verstorben.

Daher beschließt Joe, sich in seinen „neuen“ Alltag zu integrieren. Jedoch erhält er schon bald die Chance, den Leuchtturm zu besuchen.

Was er dort findet, lässt ihn schon sehr stark an sich selbst zweifeln.


Mein Fazit

Fangen wir mit dem Zeitraum an, in der die Handlung spielt. Wir befinden uns zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert. In dieser Zeit fanden einige Kriege, Revolutionen, Durchbrüche und natürlich Ereignisse statt, die unsere Gegenwart stark geprägt haben.

In diesem Buch werden ein paar dieser Dinge immer wieder verdreht, neu ausgelegt und natürlich frei erfunden. Wollte diese Information gleich zu Beginn loswerden. Die Autorin orientiert sich nur sehr lose an den realen Begebenheiten.

Ist das schlimm? Nö. Damit schafft sie sich sehr viel Freiraum und Möglichkeiten, mit der Zeit zu spielen.

In einem dieser Zeitstränge befindet sich zu Beginn Joe, unser Protagonist, der noch einige Abenteuer erleben wird, die seine eigentliche Natur zum Vorschein bringen. Gleichzeitig erfahren wir auch, wie und warum er seine Existenz vergessen hat.

Natürlich hat es mit der Zeit zu tun. Mitten in einem Gewässer gibt es einen Ort, an dem die Zeit verrückt spielt. Dieser wird im Laufe der Handlung sehr genau, und effektiv untersucht. Genauso wie der Rest des Buches wurden diese Szenen mit vielen Details ausgeschmückt.

Joe wird Zeuge davon, was es bedeutet wortwörtlich in der Vergangenheit gefangen zu sein und jeder seiner Schritte „seine“ Gegenwart komplett umkrempelt. Er wird Teil von Schlachten, Intrigen, Mannschaften und vor allem Zeuge wichtiger Ereignisse.

Das klingt nach unfassbar viel, was die Autorin umsetzen muss. Mich würde es nicht wundern, wenn sie sich auf einem Whiteboard mehrere Zeitstränge aufgezeichnet hat, um sich nicht selbst zu verwirren. Der Leser bekommt von letzterem zum Glück nichts mit.

Natürlich gab es Stellen, die meinen Kopf rauchen ließen, aber nie fühlte ich mich überfordert oder war komplett verwirrt.

Es zog sich immer ein roter Faden durch das Buch. Jeder Richtungswechsel wurde vorher ausreichend angekündigt, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Neben den normalen Kapiteln gab es größere Abschnitte, die stets einen anderen Schwerpunkt der Handlung behandelt haben. So konnte ich der Geschichte immer gut folgen.

Die Charaktere, die immer wieder im Fokus standen, wurden gut in Szene gesetzt. Vor allem Joes innerer Kampf war jederzeit spürbar. Manchmal hatte ich sogar etwas Mitleid. Trotz der aufgezählten Schwächen war er alles andere als schwach. Er war dabei nicht der einzige. Seine Umgebung wartete mit vielen Details auf, genauso verhielt es sich mit den restlichen Charakteren.

Ganz ehrlich. Es fällt mir sehr schwer, euch nicht zu spoilern. Mit jedem weiteren Detail würde ich euch schon zu viel verraten. Daher würde ich es an dieser Stelle belassen und mein Fazit niederschreiben.

Ein spannender Zeitreiseroman mit einem gut gelungenen historischen Grundgerüst. Ein wirklich besonderes Buch.


Buchcover

VerlagKlett Kotta
AutorinNatasha Pulley
Erscheinungsjahr2022
GenreHistorische Fantasy
Seiten544
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Informationen zur Autorin

Natasha Pulley studierte in Oxford Englische Literatur. Nach Stationen im Buchhandel und bei der Cambridge University Press in den Bereichen Astronomie und Mathematik setzte sie ihre Studien in Tokyo fort.

Sie erhielt ein Stipendium der Gladsone’s Library als Writer in Residence. Gegenwärtig hat sie Lehraufträge an den Universitäten von Bath und Cambridge. Ihr Debüt »The Watchmaker of Filigree Street« gewann den Betty Trask Award und wurde ein internationaler Bestseller. Natasha Pulley lebt in Bristol.


Weitere Romane, in der Zeit eine wichtige Rolle spielt

Celeste Ealain „Lockruf der Zeit“

Catherine Snow „Akademie im Niemals“

V.E. Schwab „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“

R. West „Glacial Blue“

Anna Benning „Vortex: Das Mädchen, das die Zeit durchbrach“

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