[Rezension] Christian Handel & Andreas Suchanek „Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber“

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Einleitung

Bisher kannte ich Christian Handel nur durch die Märchenanthologien vom Drachenmond Verlag. Hier ist er nicht nur der Herausgeber, sondern auch Schreiber. Von Andreas Suchanek hatte ich zuvor gelegentlich etwas gehört, aber noch kein Buch gelesen. Aber diejenigen, die es getan haben, verloren kein schlechtes Wort über ihn. Dazu kommt noch, dass ich mit der queeren Szene nicht wirklich etwas anfangen kann. Das ist so. Muss ich auch nicht. 😉

Mir ist es relativ egal, wer mit wem Liebe macht, hinterherschaut, sich verliebt und so weiter. Wenn das Gesamtpaket passt, ist alles gut.

Bei diesem Buch machte mich der Grundgedanke neugierig. Zeitreiseromane oder Bücher, in denen mit der Zeit gespielt wird, sind genau mein Ding. Daher durfte dieses Buch bei meinem digitalen Ausflug auf Netgalley mit auf meine Buchliste.

Die Wahl der 20er klingt spannend. Im realen Leben übt diese Zeit einen gewissen Reiz auf mich aus. Mal sehen wie gut die beiden Autoren diese umgesetzt haben und wie viel noch vom Original übrig geblieben ist.

Würdet ihr diesem Buch auch eine Chance geben, wenn ihr nichts mit dem queeren Thema anfangen könntet? Oder ist euch das auch egal?


Grober Handlungsverlauf

Da von seinen Eltern jede Spur fehlt, lebt Max, unser Protagonist, bei seiner Großmutter. Bei dieser fühlt er sich nicht nur pudelwohl, er kann sich auch, ohne sich Sorgen zu machen, auf sein Leben konzentrieren. Wenn die Zeit da ist, trifft er sich regelmäßig mit seiner besten Freundin Robin. Eines Tages verstirbt seine Großmutter plötzlich. Daraufhin erbt unser Jüngling das Haus samt Inhalt.

Auf einer Motto-Party in Berlin lernt er den geheimnisvollen und attraktiven Lenyo kennen. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt verstehen sich die beiden blendend. Danach gerät Max Leben aus den Fugen. Plötzlich befindet er sich in einem Berlin, welches offenbar in den 20er-Jahren hängen geblieben ist. Nicht nur das. In dieser Zeit existieren magische Wesen, welche er entfernt aus Geschichtsbüchern kennt. Lange Zeit zum Staunen hat er allerdings nicht, da die kleine Gruppe, welche sich im Laufe der Flucht gebildet hat, von einer Handvoll gerissener Bösewichte verfolgt wird und erstere schleunigst einen Plan brauchen, wie sie diesen lebend entkommen können.

Was Max erst spät erfährt, ist, dass der Konflikt um die Herrschaft der Feen-Welt auch ihn betrifft.


Mein Fazit

Es war erfrischend in einem queeren Buch eine neue Perspektive zu entdecken. Bisher habe ich nur Bücher gelesen in dem sich zwei Frauen ineinander verliebt haben. Hier durfte ich Max und Lenyo auf ihrem Weg begleiten. Ich empfand es als sehr angenehm, dass sich die beiden Autoren auf die Handlung und die Erklärungen, warum es zwei Berlins gibt anstatt großteils auf die Liebesgeschichte fokussiert haben. Denn die in den 20ern hängen gebliebene Stadt hat einiges zu bieten. Wo fange ich an?

Am besten bei den Kreaturen. Denn hier tummeln sich sehr viele Wesen, welche ich aus den Büchern vom Drachenmond Verlag und Geschichtsbüchern kenne. Die Beschreibungen dazu gefielen mir gut und wurden fließend in die Handlung integriert. Es gab auch Szenen, in denen man als Leser auf die Folter gespannt wird, welches Wesen sich hinter einer bestimmten menschlich wirkenden Fassade verbergen könnte. Kleiner Spoiler: Am Ende des Buches sorgt diese Herangehensweise für einen ordentlichen Plottwist und Cliffhanger. 😉

Die Charaktere selbst kamen alles andere als eindimensional daher. Max wirkt zu Beginn eher schüchtern und sehr zurückhaltend. Er hat laut Erzählungen bereits einiges erlebt, Herzschmerz, keine Informationen über seine Eltern und der schnöde Alltag macht es nicht besser. Ab dem Zeitpunkt, als letzterer auf den Kopf gestellt wird, fängt sich der Gute langsam an zu wandeln. Plötzlich hat er jemanden an seiner Seite, der sich um ihn sorgt. Selbstverständlich möchte er das Gleiche tun. Der Weg wurde von den Autoren spannend und emotional beschrieben.

Dann haben wir Lenyo. Dieser scheint auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Junge zu sein. Nur die Tatsache, dass er nicht von der gewöhnlichen Seite Berlins stammt, macht, unterscheidet ihn von unserem Protagonisten. Diese Tatsache hält ihn jedoch nicht davon ab, sich in letzteren zu verlieben. Glücklicherweise wurde darauf verzichtet, dass diese ständig übereinander herfallen und ihr Ziel aus den Augen verlieren. Denn, wie bereits erwähnt, die Geschichte hinter dem alternativen Berlin ist super spannend. Vor allem die der silbernen und goldenen Tränen. Mit der großen Enthüllung lassen sich Christian Handel und Andreas Suchanek bis fast zum Ende Zeit.

Was ist mit den Nebencharakteren? Diejenigen, die direkt an der Lösung/Auslösung der Konflikte beteiligt sind, wurden gut ausgearbeitet. Jeder Charakter gehört einer anderen Klasse an und sie bekommen genügend Zeit ihre magischen Kräfte zu zeigen. Wobei ein gewisser Charakter ging mir mit seinen Sprüchen dezent auf den Zeiger. Nicht nur mir. Auch den Charakteren in seinem Umfeld. Wirkte so als wollte er auf Zwang witzig sein.

Abseits der kleinen Kritik hat mir das Buch gut gefallen. Wenn es euch egal ist, dass sich zwei Typen lieben und in seltenen Fällen intim werden, könnte euch das Buch ebenso gefallen.


Buchinformationen

VerlagDroemer Knaur
AutorenChristian Handel, Andreas Suchanek
Erscheinungsjahr2023
GenreFantasy
Seiten352
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Über die Autoren

Christian Handel

Christian Handel stammt aus der Schneewittchen-Stadt Lohr am Main, lebt und schreibt aber bereits seit vielen Jahren in Berlin. Er liebt emotionale Geschichten, die queere Themen und märchenhafte Motive aufgreifen und macht sich online und offline immer wieder für LGBTQ+ Literatur stark. Für seine Bücher wurde er unter anderem mit dem Amanda-Neumayer-Stipendium und dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Außerdem ist er einer der größten Buffy-Fans überhaupt. Mehr über ihn erfährt man auf www.christianhandel.de 

Andreas Suchanek

Andreas Suchanek schreibt seit mittlerweile zehn Jahren Science-Fiction, Fantasy, Krimi, Kinderbuch und Lovestory. Der in Karlsruhe lebende Autor wurde unter anderem mit dem Deutschen Phantastik Preis und dem Lovelybooks Leserpreis ausgezeichnet. Seinen bisher größten Erfolg feierte er mit der Urban-Fantasy-Reihe Flüsterwald, die es auf die Spiegel-Bestsellerliste schaffte und auch international Erfolge feiert. Mehr über den Autor erfährt man auf www.andreassuchanek.de.

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