[Rezension] Arne Dahl „Stummer Schrei“

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Einleitung

Kennt ihr auch das Gefühl unter einem Stein zu leben, weil ihr bestimmte Autoren nicht kennt? Mir erging es so vor ein paar Tagen bei Arne Dahl. Dieser scheint ein sehr beliebter und vor allem großer Autor zu sein. Nicht nur in seinem Heimatland. Sondern weltweit. Dennoch habe ich noch nie von ihm gehört, geschweige denn etwas von ihm gelesen.

Wie kam es nun dazu, dass mein Lesehorizont dennoch erweitert wurde? Ganz einfach. Meine Buchhandlung verlost gelegentlich auf ihrem Instagram Account, das eine oder andere Buch. Meistens sind es Exemplare, die gerade frisch auf den Markt gekommen sind, oder kurz davor stehen. Da mich das Cover und die Beschreibung angesprochen haben, nahm ich an der Verlosung teil. Und siehe da, das Buch gehörte wenige Stunden danach mir.

Wie immer gilt: Meine Meinung wird dadurch nicht beeinträchtigt.

Konnte Arne Dahl auch meinen Geschmack treffen, oder erlitt auch er das gleiche Schicksal wie viele andere Bestseller-Autoren, die mich eher enttäuscht haben? Seid gespannt.


Grober Handlungsverlauf

Ein Klimaaktivist scheint die Nase voll davon zu haben, wie Menschen, insbesondere jene, welche die Macht hätten, etwas ändern zu können, mit der Umwelt umgehen. Es werden jährlich Tonnen an Müll produziert und alles andere als nachhaltig produziert. Ebendarum beschließt er ein Zeichen zu setzen und zündet an bestimmten Orten eine Bombe nach der anderen. Auch die Polizei selbst bleibt nicht von ihm verschont. Diese bekommt Briefe in einem eigenwilligen Schreibstil zugeschickt. Eva Nyman kommt letzterer sehr bekannt vor. Ihr alter Vorgesetzter, der vor einigen Jahren den Dienst aufgrund eines fatalen Fehlers beendet hat, schrieb in seiner Studienzeit fast identische Zeilen. Auch seine Einstellung in Bezug auf die Natur, in der er seit seinem Rücktritt, lebt, könnte ein Motiv sein.

Aber warum gerade jetzt? Warum hat er mit seinem Rachefeldzug bis zum ersten Bombenanschlag gewartet?

Genau dieser Frage geht unsere Kriminalkommissarin mit ihrem Team bestehend aus sehr unterschiedlichen Ermittlern auf den Grund. Lange Zeit schweigt sie über ihren Verdacht, während sie ihre Kollegen eigenständig Informationen sammeln und auswerten lässt. Irgendwann kommen alle zum gleichen Schluss. Lukas Frisell scheint zumindest ansatzweise an den Anschlägen beteiligt zu sein. Bei ihm wurden auch Bestandteile, die für die Bomben benötigt werden, gefunden. Aber warum ist er bei der Festnahme nicht geflüchtet? Glaubt er wirklich, dass ihm keiner auf die Schliche kommt?

Selbst seine alte Kollegin scheint diesbezüglich etwas ratlos zu sein. Dank der Recherchen einer besonders fleißigen Kollegin werden die Ermittlungen plötzlich komplett auf den Kopf gestellt. Agiert Lukas Frisell doch nicht alleine? Wer sind dann seine Komplizen?


Mein Fazit

Bestseller-Romane. Entweder man liebt sie, oder man ignoriert sie. Bei jedem, den ich bisher gelesen und nicht besonders gemocht habe, stellte ich mir immer die Frage, was andere Leser am Buch XY so sehr angesprochen hat. Wie sieht es hier aus? Konnte mich der, mir bisher unbekannte Autor, mit seiner neuen Reihe begeistern?

Beginnen wir wie immer am Anfang. Das erste Opfer wird während der Autofahrt von einer Bombe fein säuberlich zerfetzt. Außer seinem ausgestreckten Arm, dessen Hand eine obszöne Geste zeigt, bleibt nicht mehr viel vom Konzernboss einer Stahlindustrie übrig. Dieses und das darauffolgende Kapitel geben uns bereits einen guten Eindruck davon, wohin die Reise geht. Das Ganze wurde mit gut gewählten Worten und einem noch relativ ruhigen Schreibstil gut in Szene gesetzt.

Lukas Frisell wirkt auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Aussteiger. Er lebt seit seinem Rücktritt seines Postens zurückgezogen in der Natur. Dort hat er alles, was er zum Leben braucht. Dennoch scheint er sich damit nicht zufriedengeben. So wirkt es jedenfalls.

Anders kann man nicht erklären, warum er mit selbst gebauten Bomben Jagd auf hohe Tiere verschiedener Firmen macht. Zumindest führen alle nach und nach auftauchenden Spuren direkt zu ihm. Eva Nyman und ihr Team pflügen sich durch seine Vergangenheit. Vor allem der ständige Wechsel der Perspektiven hat mir gefallen. So schauen wir nicht nur Eva über die Schulter, sondern auch ihren Kollegen. Vor allem eine Ermittlerin scheint Lukas ordentlich auf dem Kieker zu haben. Sie ist nicht davon überzeugt, dass dieser unschuldig ist, immerhin wurden viele Hinweise auf die Bomben in seinem Häuschen gefunden.

Jedoch sprechen viele Hinweise gegen ihre Theorie. Lukas Frisell selbst wirkt immer relativ ruhig und scheint auch recht hilfsbereit zu sein. Für einen Täter ist das in der Tat sehr ungewöhnlich. Bis zur Hälfte des Buches fokussiert sich der Autor hauptsächlich auf ihn. Zwischendurch gab es zwar einige wenige Informationen über das Ermittlerteam, aber diese bleiben eher am Rande der laufenden Ermittlungen.

Danach gewinnt das Buch ordentlich an Fahrt. Vor allem die neu dazu gewonnenen Erkenntnisse bringen ordentlich Wind in den Fall.

Was gibt es zum Meckern? Dafür, dass Eva Nyman die Hauptprotagonistin sein soll, zumindest deutet das Cover darauf hin, erfahren wir sehr wenig über sie als Person. Ihre Auftritte hinterlassen einen eher mäßigen Beigeschmack. Auch die Charakterentwicklung ist eher semi gelungen. Nur ihre Kollegin Sonja wächst mit dem Fall. Aber sonst bleiben alle anderen Charaktere hauptsächlich so, wie sie sind. Der Handlungsverlauf an sich ist bis zur Mitte, trotz rasanten Passagen, eher träge. Natürlich muss erst einmal ein Grundgerüst entstehen, Charaktere eingeführt und Spannung aufgebaut werden. Dennoch kenne ich das von anderen Autoren besser.

Trotz Kritik verstehe ich, warum dieser Autor bzw. dieses Buch in den Bestsellerlisten weit oben ist. Es bietet für die Masse sehr viel Material, welches zum Mitfiebern anregt. Wem das reicht, bekommt einen spannenden Krimi serviert.


Buchinformationen

VerlagPiper
AutorArne Dahl
Erscheinungsjahr2024
GenreKrimi
Seiten464
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Informationen zum Autor

Arne Dahl, geboren 1963 in Sollentuna, hat mit seinen Kriminalromanen um das Stockholmer A-Team eine der erfolgreichsten Reihen der Welt geschaffen. International mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, verkauften sich alleine im deutschsprachigen Raum über zweieinhalb Millionen Bücher. Sein Thriller-Quartett um die Opcop-Gruppe mit den Bänden »Gier«, »Zorn«, »Neid« und »Hass« wurde ebenfalls zum Bestseller. Auch die Bände seiner brillanten Reihe um das Ermittlerduo Berger & Blom standen jeweils monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zusammen mit Simon Beckett wurde Arne Dahl 2018 mit dem Ripper Award geehrt.

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